23.01.2020
Kardinal Reinhard
Marx feierte gemeinsam mit dem evangelischen Landesbischof Heinrich
Bedford-Strohm, dem rumänisch-orthodoxen Bischof Sofian von Kronstadt
und Bischof Serovpe Isakhanyan der armenischen apostolischen Kirche den
Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen.
München
– Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD),
Heinrich Bedford-Strohm, hat die Christen aufgerufen, in "stürmischen
Zeiten" Christus in die Mitte zu stellen. Auf ihn gelte es zu vertrauen
und sein Wort zu hören, um die Angst zu überwinden, sagte der bayerische
Landesbischof am Mittwochabend im Münchner Liebfrauendom. Anlass war
der zentrale ökumenische Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit
der Christen. Mit dabei waren auch der Münchner Kardinal Reinhard Marx,
der rumänisch-orthodoxe Bischof Sofian von Kronstadt und Bischof Serovpe
Isakhanyan von der armenischen apostolischen Kirche in Deutschland.
Blick auf Christus richten
Derzeit
mache sich die Angst breit, die Kirche könne untergehen, sagte der
Landesbischof. Grund dafür seien etwa die regelmäßig veröffentlichten
Austrittszahlen oder die Freiburger Studie, die den Kirchen eine
Halbierung ihrer Mitgliederzahlen in den nächsten 40 Jahren
prognostizierte. Darum sei es nötig, "in all unseren notwendigen
Programmen zur Reform" den Blick neu auf Christus zu richten.
Bedford-Strohm erinnerte an die Worte Jesu, der die Apostel gefragt
hatte: "Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr keinen Glauben?"
Zugleich
kritisierte der EKD-Ratsvorsitzende, dass manche Verteidigung des
Glaubens in Wirklichkeit die der eigenen Traditionen sei. Wo die
dogmatische Korrektheit an die Stelle der Liebe trete, da schöben sich
die Traditionen vor Christus oder schnitten die Menschen gar von ihm ab.
Doch man könne "Gott nicht lieben, ohne die Menschen zu lieben".
Überwindung der Angst
Dabei
ging Bedford-Strohm auch auf die politische Debatte ein, in der die
Angst geschürt werde, Deutschland könne es nicht schaffen, mehr Menschen
aufzunehmen, die anderswo vor der Hölle geflohen seien. "Was ist los im
Deutschland des Jahres 2020, dass wir darüber diskutieren müssen, ob
wir es uns leisten können, ein paar Tausend Kinder und ihre Familien
hier aufzunehmen und damit der griechischen Regierung zur Seite zu
stehen?" Auch die Erneuerung Europas brauche die Überwindung der Angst,
betonte der Landesbischof. Auch hier gelte die Zusage Jesu: "Fürchtet
euch nicht! Ich bin bei Euch! Lasst euch von der Liebe leiten und nicht
von der Angst."
Die
weltweite Gebetswoche für die Einheit dauert von 18. bis 25. Januar.
Der internationale liturgische Entwurf wurde in diesem Jahr von einer
Gruppe aus Malta erarbeitet und steht unter dem Leitwort "Sie waren uns
gegenüber ungewöhnlich freundlich". (kna)