Πέμπτη 6 Οκτωβρίου 2022

BEMUHEN UM EIN GEMEINSAMES KIRCHLICHES ZEUGNIS IN DER WELT


                                   

Pro Oriente 

Wortlaut der Ansprache des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. beim Besuch einer hochrangigen kirchlichen Delegation aus Österreich im Phanar am 2. Oktober.


Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, ist am Sonntag, 2. Oktober, in Istanbul von Patriarch Bartholomaios I. empfangen worden. Lackner wurde bei seinem Besuch im Phanar, dem Sitz des Patriarchen, vom orthodoxen Metropoliten von Österreich, Arsenios (Kardamakis), sowie einer hochrangigen Delegation der Stiftung PRO ORIENTE - mit Präsident Alfons M. Kloss an der Spitze - begleitet. Der PRO ORIENTE-Informationsdienst publiziert den Wortlaut der Ansprache des Ökumenischen Patriarchen an die Delegation aus Österreich:


Exzellenz Herr Erzbischof von Salzburg, sehr geehrter Herr Präsident der Stiftung Pro Oriente, sehr geehrte Präsidenten der Sektionen der Stiftung, liebe Gäste aus Österreich. Wir heißen Sie alle willkommen im Phanar, im historischen Zentrum der Weltorthodoxie, in einem Ort der Begegnung und des Dialogs, in einer Geburtsstätte der Ökumenischen Bewegung. Von hier wurde die berühmte Synodalenzyklika von 1920 an "alle christlichen Kirchen" adressiert.


In den vielen Jahrzehnten der Ökumene haben sich die christlichen Kirchen näher kennengelernt, viele Vorurteile überwunden, bedeutende gemeinsame Texte erstellt, ohne jeden theologischen Minimalismus. Wahrlich, was zwischen Rom und Konstantinopel, zwischen östlichem und westlichem Christentum geschah, war ein Segen Gottes, unvorstellbar vor einiger Zeit, jetzt erfreuliche und vielversprechende Realität. Hinzu kommen heute neue Initiativen, ein gemeinsames Zeugnis angesichts der drängenden Probleme der Zeit. Diese Initiativen stützen unseren theologischen Dialog und aktualisieren die philanthropischen und sozialen Traditionen in unserer Kirchen.


Unschätzbares verdanken wir den mutigen und charismatischen Persönlichkeiten in Ost und West und deren ökumenischem Geist. Zu ihnen gehören der Ökumenische Patriarch Athenagoras, Papst Paul VI. und der Gründer der Stiftung Pro Oriente und Erzischof von Wien, Franz Kardinal König. Die Begegnung des Patriarchen Athenagoras mit Papst Paul VI. im Januar 1964 in Jerusalem wurde "als das wichtigste Ereignis in den Beziehungen der beiden Kirchen seit 1054", auch als "der bedeutendste Vorgang in der Geschichte der Christenheit seit der Reformation" bezeichnet.


Das Jahr 1964 war auch die Geburtsstunde der Stiftung Pro Oriente. Franz Kardinal König war ein Kirchenmann mit weitem Horizont, voll Mut und ökumenischer Fantasie. Er wurde zum Vorreiter und Architekten einer erweiterten Ökumene, die auch die Kirchen des Ostens einbezog. Die Stiftung Pro Oriente entwickelte sich zum Motor von bedeutenden ökumenischen Aktivitäten. Unzählige Initiativen, Akademien, Symposien und Seminare, Vorträge und Gesprächsrunden, anspruchsvolle Publikationen und vieles andere haben den ökumenischen Geist gestärkt und seine Tragweite für den Frieden, die Verständigung und die Solidarität geoffenbart. Pro Oriente hatte das richtige Gespür für die Zeichen der Zeit und für die positiven Möglichkeiten und Chancen, welche unsere Epoche einschließt und anbietet. Ihre Stiftung lebte von der Überzeugung, dass unsere großen Probleme nicht ohne den Beitrag des Christentums gelöst werden können; dass die Entfernung von den christlichen Traditionen und Werten in unseren säkularisierten modernen Gesellschaften, die Entsolidarisierung und den Aufgang des Individualismus beschleunigt.


Das Ökumenische Patriarchat hat nie eine geschlossene Orthodoxie vertreten. Es ist eine Kirche des Dialogs und der Offenheit. Diesen Geist haben wir versucht fruchtbar zu machen in den interorthodoxen, interchristlichen und interreligiösen Beziehungen, auch in der Begegnung mit der modernen Welt, mit den Umweltproblemen, der Bedrohung des Friedens, den Menschenrechtsverletzungen, mit dem Szientismus und dem Säkularismus.


Diese Haltung wurde vom Heiligen und Großen Konzil der Orthodoxen Kirche (Kreta 2016) in vier wichtigen Dokumenten bekräftigt: "Der Auftrag der Orthodoxen Kirche in der heutigen Welt", "Beziehungen der Orthodoxen Kirche zur übrigen christlichen Welt", die Enzyklika und die Botschaft des Konzils.


Bezüglich aller ökumenischen Dialoge nennt das Konzil als "gemeinsames Ziel" die "endgültige Wiederherstellung der Einheit im wahren Glauben und in der wahren Liebe" (Beziehungen der orthodoxen Kirche zu der übrigen christlichen Welt, §12). Zu diesem Ziel führt sicherlich nicht eine "Kuschel¬Ökumene" (Walter Kasper), sondern der echte und aufrichtige theologische Dialog, der das gegenseitige Vertrauen nährt. Wir arbeiten und der Heilige Gott segnet und vollendet unser Werk. Wie es gesagt worden ist: Der Dialog ist "die heiligste Form des Gebets". In diesem Sinne ist er eine wesentliche Dimension unseres christlichen Glaubens. Der Dialog ist ein Zeichen der transformativen Kraft der Kirche in der Welt, auf dem Weg zur eschatologischen Vollendung von allem in der ewigen Basileia Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.


Sie haben gestern die Theologische Hochschule von Chalki besucht. Die leider seit 51 Jahren geschlossen gehaltene Schule war der theologische Arm des Ökumenischen Patriarchats und hat uns Studenten dessen offenen und ökumenischen Geist vermittelt. Nach den Worten eines Absolventen von Chalki, lernten wir dort, "dass Orient und Occident, trotz der Unterschiede und des gegenseitigen Misstrauens, ein Jahrtausend lang als eine Einheit koexistierten, eine Realität, die nicht verloren gegangen, nicht vergessen ist. Die heutigen Versuche werden von dieser Erinnerung genährt. Wir waren in Chalki sicher, dass die ökumenische Annäherung und der Dialog keine Relativierung unseres Glaubens bedeuten, sondern vielmehr zu seiner Bereicherung und Vertiefung führten".
Mit diesen Gedanken, begrüßen wir Sie alle, liebe Gäste, in der Stadt Konstantin des Großen. Eine besondere Freude ist es, dass unser Metropolit Arsenios Sie begleitet und auch, dass Professor Gregorios Larentzakis, einer der frühesten orthodoxen Mitarbeiter der Stiftung Pro Oriente und Ehrenmitglied derselben, mit bedeutender Präsenz in der christlichen Ökumene, heute mit uns ist. Die Begegnung von Angesicht zu Angesicht ist immer ein Segen Gottes und eine Quelle von tiefer Glückseligkeit. Sie stärkt uns im Dialog der Liebe und der Wahrheit, in unserem Versuch für ein gemeinsames kirchliches Zeugnis in der Welt über die Kraft des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung, der Quintessenz der uns von Christus in seiner Heiligen Kirche geschenkten Freiheit. - Nochmals, herzlich willkommen

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