Wien, 08.03.2022 (KAP) Empört über die Rolle des
Moskauer Patriarchen Kyrill im Ukraine-Krieg hat sich der Wiener
orthodoxe Theologe Ioan Moga gezeigt. In einer neuen Folge des
theologischen Podcasts "Diesseits von Eden" erinnert Moga daran, dass
Kyrill schon vor einer Woche den Krieg als "Kampf gegen Mächte des
Bösen" zu rechtfertigen suchte. In seiner Predigt vom vergangenen
Sonntag habe das Oberhaupt der Russisch-orthodoxen Kirche dann nochmals
nachgelegt und den Krieg moralisch gerechtfertigt.
Kyrill habe von der Verteidigung der orthodoxen christlichen Werte gegen den Westen im Donbass gesprochen. Und deshalb sei eine Verteidigung notwendig im Sinne des Krieges. Kyrill habe damit auf das rhetorische Instrumentarium einer erzkonservativen Minderheit in der orthodoxen Kirche zurückgegriffen und spätestens mit dieser Predigt habe Kyrill "das Moskauer Patriarchat zum aktiven Player in diesem Krieg gemacht", so Moga. "Diesem Angriffskrieg, der bis jetzt hunderte bis tausende Menschen aus der Zivilbevölkerung das Leben gekostet hat, eine moralische Begründung zu geben, das kann nicht sein", zeigte sich Moga empört: "Ein solches Statement als Patriarch abzugeben ist unfassbar."
Spätestens mit dieser Predigt habe Patriarch Kyrill auch die orthodoxen Ukrainer, die zum Moskauer Patriarchat gehören, verloren. Vermutlich würden durch den Krieg die bis jetzt verfeindeten zwei ukrainischen orthodoxen Kirchen zusammenwachsen, mutmaßte Moga. Es sei aber noch zu früh, aktuell diesbezügliche Szenarien zu entwickeln. In der Ukraine gibt es die Orthodoxe Kirche der Ukraine, die 2018 vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios die Autokephalie (Unabhängigkeit) verliehen bekam, und die Ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats.
Instrumentalisierung der Kirche
Im Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin meinte Moga im Podcast, dass dieser den innerkirchlichen Konflikt um die Ukraine "skrupellos instrumentalisiert" habe und es immer noch tue. Doch Putin hätte die Ukraine auch ohne diesen kirchlichen Konflikt angegriffen, zeigte sich der orthodoxe Theologe überzeugt. Der russische Präsident verfolge politische Ziele und keine hauptsächlich religiösen. Das heißt, Religion wird hier regelrecht instrumentalisiert. Das Grundproblem bestehe darin, "dass das Moskauer Patriarchat das alles mitmacht". (Der Podcast mit Prof. Ioan Moga ist u.a. über die Website http://diesseits.theopodcast.at abrufbar)
Patriarchenpredigt in Christ-Erlöser-Kathedrale
Patriarch Kyrill I. hatte am Sonntag den Schutz der Gläubigen vor "Gay-Pride-Paraden" Homosexueller indirekt als Legitimation für den russischen Einmarsch in die Ukraine benannt. Seit acht Jahren werde versucht, "das Bestehende im Donbass zu zerstören", sagte Kyrill in seiner Sonntagspredigt in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau. In der südostukrainischen Region, die seit 2014 von russischen Separatisten kontrolliert wird, gebe es "eine grundsätzliche Ablehnung der sogenannten Werte, die heute von denen angeboten werden, die die Weltmacht beanspruchen".
Gegenüber dieser Macht gebe es einen "Test der Loyalität", bei dem es sich nach Ansicht des russisch-orthodoxen Patriarchen um "Gay-Pride-Paraden" handelt. Der Begriff "Gay-Pride" stammt aus der Lesben- und Schwulenbewegung und steht für einen selbstbewussten Umgang mit der eigenen sexuellen Identität.
Menschen und Länder, die diesen Test ablehnten, würden von den Mächten verstoßen und "zu Fremden in dieser Welt", so Kyril weiter. Die "Gay-Pride-Paraden" würden deshalb nicht veranstaltet, um ein echtes Statement abzugeben, sondern lediglich auf Druck, "um in den Club dieser Länder aufgenommen zu werden". Doch handle es sich um schwere Sünde und einen "Verstoß gegen die Gesetze Gottes".
Die Gläubigen im Donbass litten darunter aus Treue zur Kirche, ergänzte der Patriarch: "Wer greift die Ukraine heute an? Acht Jahre Unterdrückung und Vernichtung von Menschen im Donbass, acht Jahre Leiden, und die ganze Welt schweigt - was bedeutet das?" Man befinde sich in einem Kampf, der "keine physische, sondern eine metaphysische Bedeutung hat".
Gleichzeitig betonte das Kirchenoberhaupt seine Hoffnung auf einen baldigen Frieden, "dass das Blut unserer Brüder und Schwestern aufhört zu fließen, dass der Herr dem leidgeprüften Land Donbass, das seit acht Jahren den traurigen Stempel der menschlichen Sünde und des Hasses trägt, seine Gnade schenkt". Den Krieg in weiten Teilen der Ukraine jenseits des Donbasses erwähnte der Patriarch nicht.
Kyrill habe von der Verteidigung der orthodoxen christlichen Werte gegen den Westen im Donbass gesprochen. Und deshalb sei eine Verteidigung notwendig im Sinne des Krieges. Kyrill habe damit auf das rhetorische Instrumentarium einer erzkonservativen Minderheit in der orthodoxen Kirche zurückgegriffen und spätestens mit dieser Predigt habe Kyrill "das Moskauer Patriarchat zum aktiven Player in diesem Krieg gemacht", so Moga. "Diesem Angriffskrieg, der bis jetzt hunderte bis tausende Menschen aus der Zivilbevölkerung das Leben gekostet hat, eine moralische Begründung zu geben, das kann nicht sein", zeigte sich Moga empört: "Ein solches Statement als Patriarch abzugeben ist unfassbar."
Spätestens mit dieser Predigt habe Patriarch Kyrill auch die orthodoxen Ukrainer, die zum Moskauer Patriarchat gehören, verloren. Vermutlich würden durch den Krieg die bis jetzt verfeindeten zwei ukrainischen orthodoxen Kirchen zusammenwachsen, mutmaßte Moga. Es sei aber noch zu früh, aktuell diesbezügliche Szenarien zu entwickeln. In der Ukraine gibt es die Orthodoxe Kirche der Ukraine, die 2018 vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios die Autokephalie (Unabhängigkeit) verliehen bekam, und die Ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats.
Instrumentalisierung der Kirche
Im Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin meinte Moga im Podcast, dass dieser den innerkirchlichen Konflikt um die Ukraine "skrupellos instrumentalisiert" habe und es immer noch tue. Doch Putin hätte die Ukraine auch ohne diesen kirchlichen Konflikt angegriffen, zeigte sich der orthodoxe Theologe überzeugt. Der russische Präsident verfolge politische Ziele und keine hauptsächlich religiösen. Das heißt, Religion wird hier regelrecht instrumentalisiert. Das Grundproblem bestehe darin, "dass das Moskauer Patriarchat das alles mitmacht". (Der Podcast mit Prof. Ioan Moga ist u.a. über die Website http://diesseits.theopodcast.at abrufbar)
Patriarchenpredigt in Christ-Erlöser-Kathedrale
Patriarch Kyrill I. hatte am Sonntag den Schutz der Gläubigen vor "Gay-Pride-Paraden" Homosexueller indirekt als Legitimation für den russischen Einmarsch in die Ukraine benannt. Seit acht Jahren werde versucht, "das Bestehende im Donbass zu zerstören", sagte Kyrill in seiner Sonntagspredigt in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau. In der südostukrainischen Region, die seit 2014 von russischen Separatisten kontrolliert wird, gebe es "eine grundsätzliche Ablehnung der sogenannten Werte, die heute von denen angeboten werden, die die Weltmacht beanspruchen".
Gegenüber dieser Macht gebe es einen "Test der Loyalität", bei dem es sich nach Ansicht des russisch-orthodoxen Patriarchen um "Gay-Pride-Paraden" handelt. Der Begriff "Gay-Pride" stammt aus der Lesben- und Schwulenbewegung und steht für einen selbstbewussten Umgang mit der eigenen sexuellen Identität.
Menschen und Länder, die diesen Test ablehnten, würden von den Mächten verstoßen und "zu Fremden in dieser Welt", so Kyril weiter. Die "Gay-Pride-Paraden" würden deshalb nicht veranstaltet, um ein echtes Statement abzugeben, sondern lediglich auf Druck, "um in den Club dieser Länder aufgenommen zu werden". Doch handle es sich um schwere Sünde und einen "Verstoß gegen die Gesetze Gottes".
Die Gläubigen im Donbass litten darunter aus Treue zur Kirche, ergänzte der Patriarch: "Wer greift die Ukraine heute an? Acht Jahre Unterdrückung und Vernichtung von Menschen im Donbass, acht Jahre Leiden, und die ganze Welt schweigt - was bedeutet das?" Man befinde sich in einem Kampf, der "keine physische, sondern eine metaphysische Bedeutung hat".
Gleichzeitig betonte das Kirchenoberhaupt seine Hoffnung auf einen baldigen Frieden, "dass das Blut unserer Brüder und Schwestern aufhört zu fließen, dass der Herr dem leidgeprüften Land Donbass, das seit acht Jahren den traurigen Stempel der menschlichen Sünde und des Hasses trägt, seine Gnade schenkt". Den Krieg in weiten Teilen der Ukraine jenseits des Donbasses erwähnte der Patriarch nicht.
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