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Die Arbeitsberatungen beim panorthodoxen Konzil auf Kreta schreiten voran. Am dritten Arbeitstag steht eine Beschlussvorlage zur Autonomie einer Landeskirche auf der Tagesordnung. Am Vortag wurde über Probleme der sogenannten Diaspora beraten.
Bei der "Autonomie" geht es um die begrenzte Eigenständigkeit einer
Kirche innerhalb ihrer Mutterkirche. So sind etwa die Kirchen von
Estland und Finnland "autonome" Kirchen innerhalb des Ökumenischen
Patriarchats von Konstantinopel. Das Thema der "Autokephalie", also der
vollständigen Eigenständigkeit einer Kirche, steht dagegen nicht auf der
Tagesordnung des Konzils.
Kein Konsens während der Vorbereitungszeit
Über eine entsprechende Vorlage konnte während der Vorbereitung kein
Konsens erzielt werden. Während dabei über das Verfahren als solches
weitgehendes Einvernehmen herrschte, konnte noch keine Einigung über den
Modus der Unterzeichnung einer Autokephalie-Erklärung erreicht werden.
Konfliktreich ist das Thema besonders in der Ukraine, wo es drei
orthodoxe Kirchen gibt, von denen nur die zum Moskauer Patriarchat
gehörende von den 14 orthodoxen Kirchen anerkannt wird.
Wie das Konzilssekretariat am Mittwoch mitteilte, sind mehr als 320
Journalisten von 138 Medien aus 25 Ländern akkreditiert. Wie aus den
mittlerweile vollständig veröffentlichten Listen der Delegationen
hervorgeht, werden die zehn teilnehmenden orthodoxen Kirchen durch ihre
Vorsteher und 156 weitere Bischöfe vertreten. Die großen Kirchen haben
maximal 25 Vertreter, die kleineren sind mit allen ihren Bischöfen
anwesend. Kleinste Delegation ist die der orthoxen Kirche der
"Tschechischen Länder und der Slowakei" mit ihrem Metropoliten
Erzbischof Rastislav (Gont) von Presov und zwei weiteren Bischöfen.
Beratungen über Probleme der Diaspora
Am zweiten Sitzungstag hatte das orthodoxe Konzil auf Kreta über die
Probleme der sogenannten Diaspora beraten. Dabei ging es um die von
Migranten aus verschiedenen orthodoxen "Mutterkirchen" geprägten Länder
vor allem Westeuropas, Nordamerikas und Australiens.
Der Beschlussentwurf enthielt zur offiziellen Festschreibung die
bereits 2009 von den Vorstehern der 14 orthodoxen Kirchen getroffene
Regelung, die unter anderem regionale orthodoxe Bischofskonferenzen
einrichtete (wie etwa in Deutschland) und zunächst nur vorläufigen
Charakter hat. Diese hat sich nach verbreiteter Einschätzung bewährt.
Zwischenschritt zu endgültigen kirchenrechtlichen Regelung
Der Pressesprecher des Patriarchats von Konstantinopel, John
Chryssavgis, erläuterte vor Journalisten in Kolymvari, die Einrichtung
von Bischofskonferenzen sei ein wichtiger Zwischenschritt zu einer
endgültigen kirchenrechtlichen Regelung. Eigentlich sei es eine "anomale
Situation", dass in einer Region oder Stadt Bistümer oder Gemeinden
mehrerer orthodoxer Kirchen existierten, obwohl sich die Orthodoxie als
eine gemeinsame Kirche verstehe. Der Pressesprecher des
Konzilssekretariats, Erzbischof Job von Telmessos, erklärte, die
Diskussion über das Thema sei sehr lebhaft gewesen und noch nicht
abgeschlossen.
Wie aus Teilnehmerkreisen weiter zu erfahren war, meinten die einen
Redner, dass sich die Bischofskonferenzen gut bewährt hätten, andere
wollen wie bisher für jede Mutterkirche in der Diaspora eigenständige,
für ihre Leute allein zuständige Bischöfe. Das Ökumenische Patriarchat
von Konstantinopel will seine prinzipielle Alleinzuständigkeit für die
Diaspora auch künftig nicht aufgeben.
Erzbischof Chrysostomos von Zypern forderte mehr Gemeinsamkeit in der
orthodoxen Diaspora. Gerade dort müssten die anderen Christen sehen,
dass die Orthodoxen in erster Linie orthodox und dann erst Griechen,
Russen oder Araber seien. Die Serben schlugen vor, das Thema auf die
nächste Session des Konzils zu vertagen, da die beiden großen russischen
und arabisch-orthodoxen Diaspora-Kirchen diesmal nicht vertreten seien.
Auch Anastasios von Albanien riet zu Behutsamkeit.
Erstes beratenes Dokument verabschiedet
Das erste beratene Dokument über "Die Mission der Orthodoxen Kirche
in der modernen Welt" wurde nach Angaben von Erzbischof Job mit kleinen
Änderungen verabschiedet und soll nach der endgültigen Unterzeichnung
veröffentlicht werden. Chryssavgis und Vertreter anderer Kirchen hoben
den Stellenwert des Dokuments hervor. Es betone, dass sich die orthodoxe
Kirche zu anstehenden weltweiten Problemen wie Armut, Klimawandel,
Diskriminierung und Menschenrechten zu Wort melden und dabei neue
Antworten finden müsse, anstatt immer nur die alten zu wiederholen.
Erforderlich seien "prophetische, inspirierende, aber auch tröstende
Worte", so der Sprecher.
Der Text besteht aus fünf kurzen Abschnitten mit den Überschriften
"Die Würde der menschlichen Person", "Freiheit und Verantwortung",
"Frieden und Gerechtigkeit", "Frieden und Ablehnung des Krieges" sowie
"Die Haltung der Kirche gegenüber Diskriminierung".
Einmütig beschlossen die Konzilsväter nach Angaben des Sekretariats
eine Solidaritätsbotschaft an den Patriarchen der syrisch-orthodoxen
Kirche, Ignatius Efrem II. Karim, der am Sonntag nur knapp einem
Anschlag entkommen war. Die syrisch-orthodoxe Kirche gehört zu den
sogenannten altorientalischen Kirchen und nicht zur
griechisch-orthodoxen Kirchenfamilie.